Der Stand der Dinge in der Neuen Bahnstadt Opladen – Jahresrückblick 2020 und Ausblick 2021

Für die Neue Bahnstadt Opladen war 2020 ein Jahr, das in mehrfacher Hinsicht in Erinnerung bleibt. „Trotz Corona überwiegen für mich und sicher den ganzen Aufsichtsrat das positive Erlebnis einer Gemeinschaftsarbeit und einer ungebrochenen Leidenschaft zu einem überragenden Projekt der Stadtentwicklung“ erklärt Paul Hebbel, der alte und neue Vorsitzende des nbso-Aufsichtsrates. Neben Paul Hebbel wurden auch Ernst Küchler und Roswitha Arnold in Ihrem Amt als stellvertretende Vorsitzende bestätigt.

Von der Stadtgesellschaft gebührend verabschiedet wurde Vera Rottes. Nachdem sie 12 Jahre die Geschäfte der nsbo geführt hatte, übergab sie den Staffelstab an zwei enge Mitarbeiter, Alfonso López de Quintana und Andreas Schönfeld. Genau vor ihrer alten Wirkungsstätte, dem Neuen Magazin, haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Neuen Bahnstadt Opladen Vera Rottes ein bleibendes Erinnerungsstück zum Abschied gepflanzt. Eine Winterlinde wird an Rottes Schaffen erinnern. „Am Beispiel der Neuen Bahnstadt lässt sich ablesen, welch eine Daueraufgabe die Entwicklung eines solchen innerstädtischen Areals darstellt“, erklärte Vera Rottes. „Umso mehr freut es mich, dass ich die weiteren Aufgaben in guten Händen weiß“, gab sie ihren Nachfolgern mit auf den Weg.

Und welche Auswirkungen hatte nun Corona auf die Neue Bahnstadt Opladen? Die Pandemie konnte dem Herzstück der neuen Mobilität der Bahnstadt West nichts anhaben. Termin- und kostentreu wurde der Busbahnhof Opladen durch die Technischen Betriebe Leverkusen (TBL) realisiert und im September eröffnet. Hier ist der integrale Bestandteil der Gesamtkonzeption der Neuen Bahnstadt für die Westseite und des Stadtteilentwicklungskonzeptes entstanden. Direkt angrenzend entsteht nördlich der neue Bruno-Wiefel-Platz, der in Teilen 2021 realisiert werden soll. Das Bahnhofsquartier für Einzelhandel, Dienstleistung und Wohnen hingegen tritt noch mal einen Schritt zurück. Die ursprünglichen geplanten Nutzungen sollen unter dem Eindruck der aktuellen Rahmenbedingungen nachjustiert werden. Dazu dienen der nbso die geplanten Workshops, die im Verlauf der nächsten Monate durchführen werden, sofern dies die aktuellen Randbedingungen zulassen.

Des Weiteren gab es hier und dort auf aktuellen Baustellen gelegentliche Verzögerungen. So hat die Corona-Pandemie auch die Arbeiten am Campus Leverkusen der TH Köln in der Neuen Bahnstadt Opladen erschwert. Gemeinsam mit dem Bauherrn, dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, prüft die Hochschule derzeit Baufortschritt und Planungen. Über alle Entwicklungen am Campus Leverkusen werden BLB NRW und TH Köln zeitnah informieren.

Im vergangenen Jahr konnte die nbso beobachten, dass die angrenzenden Stadtteile die Bahnstadt Ost in Zeiten der Pandemie als Naherholungs- und Sportfläche entdeckt haben. Selbst benachbarte Schulen verlagerten im Sommer und Frühherbst ihren Sportunterricht auf die Flächen im Grünen Kreuz. Große Freude hat die Auszeichnung der Qualität der Bauten der Nutzergenossenschaft Neue Bahnstadt Opladen ausgelöst. Das Ensemble von 6 Wohnbauten, entworfen von Schaller Architekten Stadtplaner aus Köln, wurde im November prämiert und zählt zu den „Vorbildlichen Bauten NRW 2020“.

Die Corona Pandemie schränkte gleichwohl die Öffentlichkeitsarbeit der nbso wesentlich ein. Die Sprechstunden in der Bahnstadt-Info in der Freiherr-vom-Stein-Straße waren nur beschränkt zugänglich und Führungen, wenn überhaupt, nur unter eingeschränkten Bedingungen möglich. Die nbso hat dies durch den Ausbau der nbso-Webseite kompensiert, die vom Start weg beeindruckende Besucherzahlen verzeichnen konnte. Noch erstaunlicher war die Reaktion des interessierten Publikums auf das Bahnstadt-Buch. Es bildeten sich lange Schlangen vor der Bahnstadt-Info. Die erste Auflage war innerhalb von einer Woche vergriffen, kontaktlos versteht sich. Es wurde umgehend nachgedruckt.

Entwicklung auf der Ostseite – Was tut sich konkret 2021?

Auf der Ostseite verdichtet sich der Eindruck, dass die Akteure hier zum Endspurt ansetzen. Von früh bis spät drehen sich von der Campusallee bis hin zur Bahnstadtchaussee die Kräne über der Bahnstadt.

Fertigstellung der TH Köln Campus Leverkusen

Die Fertigstellung des Gebäudes schreitet voran. Die Verantwortlichen bitten aber zum Jahresanfang um Geduld und werden zeitnah informieren.

Fertigstellung des Angers

Der Anger erschließt parallel zur Werkstättenstraße den Zugang zur TH Köln Campus Leverkusen und zu der Cube Factory 577. Diese neue Zuwegung zeichnet sich durch seine freiräumlich grüne Gestaltung aus, was durch die direkte Nachbarschaft zum Grünen Kreuz nahelag.

Fünf Pflanzinseln, die sich in Richtung Campusplatz verjüngen, nehmen insgesamt 12 Schnurbäume auf. Die Baumart entwickelt im Einzelstand eine sehr ausladende und rundliche Krone. Diese nimmt mitunter riesige Ausmaße und skurrile Formen an. Das macht die Schnurbäume nicht nur zu außerordentlichen Schönheiten, sondern auch zu idealen Schattenspendern.

 Die Anlage ist fertiggestellt und freigegeben.

Umbau des Ledigenwohnheimes zum Opus-Office an der Werkstättenstraße

In 2018 hat das Unternehmen BAUCONZEPT Lichtenstein in Sachsen das Gebäude von der Cube Real Estate übernommen und die Planungen zum Umbau und Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes aufgenommen. Die Arbeiten sind abschlossen und das Schmuckstück ist mittlerweile vollständig vermietet.

Neubau Cube Factory 577

Cube Real Estate revitalisiert die ehemalige Bahnausbesserungshalle mit markanter Industriearchitektur, einem integrierten Konzept mit Wohn-, Büro-, Gastronomie- und Sportnutzung sowie Mikroappartments in direkter Nachbarschaft zum TH Köln Campus Leverkusen. Die Bauarbeiten wurden 2019 mit dem Teilabriss der alten Werkshalle begonnen. Seit 2020 werden die neuen Gebäude und Nutzungen in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro JSWD sukzessive errichtet. Im ersten Bauabschnitt entstehen über 300 Mikro-Appartements. Bis 2022 sollen die gesamten Arbeiten an dem Komplex mit vier Baukörpern abgeschlossen sein.

Kesselhaus

Nachdem im Sommer 2019 im Kesselhaus die vorbereitenden Arbeiten für die Sanierung des Gebäudes begonnen haben, wurden im November des Jahres in einer spektakulären Aktion zwei Schornsteine vom Dach entfernt.


Auf rund 1.600 Quadratmetern Grundfläche errichtet der Investor 32 möblierte Apartments, zwei Gewerbeeinheiten sowie eine Gastronomiefläche mit einem bereits genehmigten Außenbereich. Für die Konzeptionierung des Umbaus zeichnet das Architekturbüro Oxen aus Köln verantwortlich. Es gab eine Corona-Pause, doch sind die Arbeiten wieder in vollem Gange.  Die Fertigstellung erfolgt im Herbst 2021.

Ehemalige Zeichenwerkstatt / Haus der Wirtschaft

Die früheren Zeichenbüros an der Werkstättenstraße werden durch den Arbeitgeberverband der Metall- und Elektroindustrie Rhein-Wupper in Büroräume, die vorwiegend der Eigennutzung dienen, sowie Gastronomie mit Außengastronomie umgebaut und erweitert. Die Bauarbeiten haben im 3. Quartal 2019 begonnen. Das ausführende Architekturbüro Rotterdam Dakowski wird den Bau im Februar 2021 übergeben, im Frühjahr 2021 werden die Außenanlagen fertiggestellt sein.

Förderzusage für die Dreifachsporthalle

Im Dezember 2019 erhielt die Stadt Leverkusen die Förderzusage für die Dreifachsporthalle für die NRW Sportschule Landrat-Lucas-Gymnasium auf dem Areal der nbso. Die Sporthalle wird am östlichen Fuß der Campusbrücke entlang der Werkstättenstraße entstehen. Die Halle soll der Mehrfachnutzung zur Verfügung stehen, so dass dort auch öffentliche Festivitäten stattfinden werden. Damit würde ein Defizit im öffentlichen Leben beseitigt, das seit der Schließung der Opladener Festhalle besteht.

Bauherr ist der Sportpark Leverkusen (SPL). 2020 startete die Ausführungsplanung. Baubeginn soll im September 2021 sein, im März 2023 die Fertigstellung.

Künstlerische Gestaltung der Fassade des Blockheizkraftwerks

In einem Gemeinschaftsprojekt haben der Zonta Club Leverkusen und die Energieversorgung Leverkusen (EVL) die Fassade der EVL-Energiezentrale an der Werkstättenstraße künstlerisch gestaltet. Die plakative Fassadengestaltung unterstützt die internationale Kampagne „Zonta says NO zu Gewalt gegen Frauen“. Inspiriert durch den Aktionstag „Orange your City – ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen“, der alljährlich am 25. November stattfindet, soll dieser starke visuelle Akzent eine dauerhafte Wirkung in der Neuen Bahnstadt Opladen entfalten.

Fertigstellung der Mobilitätsstation Torstraße

Die Fördergelder für die Mobilitätsstation Torstraße sind beantragt und bewilligt. Neben der Ladestation für E-Mobile entstehen Fahrradabstellanlagen und Parkplätze sowie Grünflächen inklusive einer Boule Anlage. Das Projekt befindet sich momentan in der Detailplanung.

Fertigstellung Bürogebäude Campusallee

An der Campusallee baut der Investor Projekt 5 GmbH aus Leverkusen ein dreistöckiges Bürogebäude. Die Fertigstellung wird Ende des Sommers erwartet.

Entwicklungen auf der Westseite 2020 – was passiert dort?

Der Busbahnhof Opladen wurde im September 2020 in Betrieb genommen. Verkehrlich und freiräumlich stehen die nächsten großen Projekte wie die Europa-Allee und der Brückenpark zur Freigabe im Frühjahr an.

Fertigstellung Europa-Allee

Die Europa-Allee dient der Verkehrslenkung als direkte Nord-Süd-Verbindung zwischen Rat-Deycks-Straße/Rennbaumstraße und Robert-Blum-Straße. Dadurch wird die derzeitige Nord-Süd-Verbindung über Bahnallee, Humboldtstraße und Robert-Koch-Straße deutlich entlastet. Zugleich werden aber auch die neu entstehenden Quartiere verkehrlich erschlossen. Städtebaulich betrachtet werden mit dieser neuen Haupterschließungsstraße für Opladen die Voraussetzungen zur Entwicklung der Westseite der Neuen Bahnstadt Opladen geschaffen.

Die Europa-Allee wird im Frühjahr auf gesamter Länge dem Verkehr übergeben.

Allerdings muss noch ein verkehrlicher Baustein ergänzt werden. Die Opladener Hauptverkehrsader wird im Norden über einen Kreisverkehr an das Leverkusener Verkehrsnetz angeschlossen. Die Bauarbeiten beginnen Mitte des Jahres.

Bau der Rampe Campusbrücke sowie Ausbau Brückenpark und Grünes Band

Der Fußgänger- und Radverkehr wird ab Frühjahr 2021 barrierefrei über die Campusbrücke geleitet. Der Brückenpark am Fuß der Brücke dient als das grüne Scharnier in der Bahnstadt West. Die Grünanlage stellt den grünen Brückenschlag vom Osten in den Westen dar, der sich mit dem Grünen Band in Nord-Süd-Richtung fortsetzen wird. Für dieses freiräumliche wie verkehrlich wichtige Projekt ist Mitte Dezember eine verbindliche Terminplanung erstellt worden, nach der die Rampe der Campusbrücke Mitte April und die Gestaltung der grünen Außenanlagen Ende Mai fertiggestellt sein werden. Die terminlichen Verzögerungen durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Lockdowns sind allerdings in keiner Weiser kalkulierbar. Die nbso ist aber nach wie vor zuversichtlich, dass der Terminfahrplan für die Fertigstellung eingehalten werden kann, wie es sich zum Beispiel auch beim Busbahnhof Opladen gezeigt hat.

Das Grüne Band im Süden ist fertiggestellt, ergänzt werden die Anlagen im Frühjahr durch den Brückenpark. Des Weiteren wird das Grüne Band in Richtung Norden ausgebaut.

Bau des Fahrradparkhauses

Im Auge der Fahrradrampe der Bahnhofsbrücke wird ein Fahrradparkhaus für 400 Fahrräder integriert. Dieses dient zum größten Teil als Fahrradsammelabstellanlage mit elektronischem Zugangssystem. Im Gebäudekomplex des Fahrradparkhauses werden zusätzliche Einrichtungen geschaffen u. a. eine öffentliche Toilette und ein Fahreraufenthaltsraum für die wupsi. Das Projekt wurde bereits ausgeschrieben und der Vertrag zur Bauleistung wird kurzfristig erfolgen.

Beginn der Bauarbeiten im Bahnhofsquartier

Der vollzogene Rückbau des alten Busbahnhofs schafft den Raum für das neue Quartier. Im Zusammenhang mit dem neuen Busbahnhof und der Europa-Allee entsteht hier ein verkehrlich bestens angebundenes Quartier, das Raum für Wohnen, Einzelhandel und Dienstleistungen bietet. Diese Nutzungen gilt es unter den aktuellen Rahmenbedingungen neu zu evaluieren. Die nbso wird die Öffentlichkeit schnellstmöglich über das weitere Vorgehen und die Ergebnisse informieren. Fest steht, dass es unter Beteiligung von externen Fachleuten sowie Akteuren aus der Stadtgesellschaft Workshops geben wird, um das Bahnhofsquartier zeitgemäß zu entwickeln.

Wohnbebauung Westseite

Die Wohnbaugrundstücke südlich des Brückenparks sind vermarktet. Die Bauherren Derichs & Konertz und BPD haben ihre Baugenehmigungen erhalten und werden kurzfristig mit den Bauarbeiten beginnen. Für die Wohnbaugrundstücke nördlich des Brückenparks werden noch abschließende Vertragsverhandlungen geführt. Hier müssen noch Grundstücksbereinigungen bezüglich Erschließung und Erwerb der LEG Garagen erfolgen.

Insgesamt sind 500 Wohneinheiten geplant, davon 25 Prozent Sozialer Wohnungsbau, der öffentlich gefördert wird.

Bahnstadt und Innenstadt wachsen zusammen – Fazit und Ausblick

Die nächsten Aufgaben stellen eine große Herausforderung dar. Der Bau der Bahnstadt West ist auf dem Weg, aber noch längst nicht vollbracht. Mit den Arbeiten entlang der Stadtkante Opladens werden Bahnstadt und Innenstadt zusammenwachsen. Dabei wird es leider auch zu Beeinträchtigungen für die Nachbarschaft und unvermeidlichen Verkehrsstörungen kommen. „Wir werden diese so gering wie möglich halten“, versichert Andreas Schönfeld, Geschäftsführer der nbso.  

Stadtentwicklung ist eine Daueraufgabe. Das letzte Jahr hat bei allen Problemen noch einmal gezeigt, was die Verantwortlichen und das ihnen verbundene Netzwerk in der Neuen Bahnstadt Opladen geleistet haben. Das ist eine große Verpflichtung, die unter den neuen Herausforderungen noch mehr Gewicht erhält. Die Zukunft liegt dabei in der Gemeinsamkeit und dem Partizipationsgedanken. Zeitgemäße Stadtentwicklung funktioniert nur unter Einbeziehung aller Akteure, dabei reicht das Spektrum von Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik bis hin zu den Bürgerinnen und Bürger, die ihre Anregungen und Wünsche mit einbringen. Das war von Anfang eine Handlungsmaxime der nbso und wurde bereits im Vorfeld der Gesellschaft praktiziert. Die Bürgerwerkstatt mit über 650 Interessierten hat immerhin die „Vision 2000“ hervorgebracht, die im Wesentlichen alle heute relevanten Handlungsfelder inklusive der Gütergleisverlegung benannt und umgesetzt hat.

Gelernt ist gelernt. Die Entwicklung der Neuen Bahnstadt Opladen schreitet immer weiter voran. Das wäre ohne die kontinuierliche Beratung durch Expertinnen und Experten von außen sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Fachbereiche der Stadt Leverkusen und der Wirtschaftsförderung nicht möglich gewesen. Das zeigt sich auch in den Zeiten der Pandemie. „Nutzungen der Stadtquartiere sortieren sich gerade neu. Das ist ein Phänomen, dass wir bundesweit beobachten können“, merkt Alfonso López de Quintana, Geschäftsführer der nbso, an. „Für Opladen und das Bahnhofsquartier bedeutet das, dass wir an dieser Stelle nachjustieren werden. Das löst die nbso nicht alleine, dafür brauchen wir Input von außen.“

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